Siebte Flurwanderung in Effelder: Geschichte und Natur im Einklang

Am vergangenen Sonntag versammelten sich rund 100 Menschen in Effelder zur siebten Flurwanderung in sieben Jahren. Diese jährlich stattfindende Veranstaltung erfreut sich zunehmender Beliebtheit, da sie nicht nur die Natur der Region ins Zentrum rückt, sondern auch spannende Einblicke in die bewegte Geschichte der Umgebung bietet.

Auf den Spuren der Vergangenheit: Wanderung zum Annaberg
In diesem Jahr führte die Wanderung zum Annaberg, einem Ortsteil von Struth, der früher zu Effelder gehörte. Begleitet von den fachkundigen Erläuterungen von Thomas Günther, Abteilungsleiter des Sportvereins Germania, konnten die Teilnehmer die historische Bedeutung der Umgebung hautnah erleben. Besonders interessant: Eine unscheinbare Asphaltfuge im Radweg markiert noch heute die alte Grenze zwischen Effelder und Struth – ein Symbol für die wechselvolle Geschichte dieser Region.

Effelder und seine wechselvolle Geschichte
Effelder selbst blickt auf eine lange und bewegte Vergangenheit zurück. Ursprünglich gehörte der Ort zum Kurfürstentum Mainz, kam 1802 zu Preußen und wurde später Teil des Landkreises Mühlhausen. Ein bedeutendes Ereignis in der jüngeren Geschichte war die Neuzuordnung des Ortsteils Annaberg im Jahr 1966. Aus sicherheitstechnischen Gründen wurde der Annaberg damals Struth zugeordnet, obwohl die Eigentumsverhältnisse weiterhin bei Effelder verblieben.

Der Annaberg: Ein Ort religiöser Tradition
Am Annaberg selbst berichtete der Ortschronist Bertram Kieler von der einstigen Bedeutung dieses Ortes als bedeutender Wallfahrtsort. Im 19. Jahrhundert war der Annaberg einer der meistbesuchten religiösen Ziele im Eichsfeld. Die dort erbaute Kapelle aus Kalkstein, die zwischen 1813 und 1817 errichtet wurde, war das Ziel unzähliger Pilger. Doch nach dem Verkauf des Klosters Zella wurde die Wallfahrt zunehmend erschwert. Die Kapelle verlor an Bedeutung und wurde schließlich zweckentfremdet – sie diente als Getreidelager und verfiel zusehends. Im Jahr 1869 wurde sie schließlich abgerissen.

Ein Ort der Erinnerung
Heute erinnert nur noch eine Linde an die einstige Kapelle. Doch ganz vergessen ist die religiöse Tradition des Annabergs nicht: Im Jahr 1997 wurde eine Annen-Figur wieder auf den Berg gebracht, um die historische Bedeutung des Ortes zu bewahren und ihn als spirituellen Ort der Erinnerung zu erhalten.

Fazit
Die Flurwanderung bot den Teilnehmern nicht nur eine Gelegenheit, die Schönheit der Landschaft zu genießen, sondern auch einen tiefen Einblick in die Geschichte von Effelder und dem Annaberg zu erhalten. Solche Veranstaltungen sind wertvoll, um das kulturelle Erbe der Region lebendig zu halten und die enge Verbindung zwischen Natur und Geschichte zu verdeutlichen.

Die nächste Flurwanderung wird sicher erneut zahlreiche Interessierte anziehen – schließlich gibt es in dieser geschichtsträchtigen Region noch viel zu entdecken.

Foto: © Michael Fiegle, Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal

Dieses Thema im Programm:
Eichsfeld Welle | Update vom Tag | 17.09.2024 | 18:45 Uhr 
September 17, 2024 — Ramon Marschall
Stichworte: Menschen im Eichsfeld